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Möbelbeschlag „Frau im Fenster“, 9. Jh. v. Chr.

Museum für Kunst und Gewerbe, Sammlungsgebiet Antike
Ankaufsjahr: 1966

Inv. Nr. SHK: 224 | Inv. Nr. MK&G: 1966.26

Elfenbein und Glas, geschnitzt und gegossen | 5,9 x 4,2 cm | Syrien (aus Arslan Tasch), Fund vor 1966

Ein nach ägyptischer Mode frisierter Frauenkopf en face, mit reichem Kopf- und Ohrenschmuck versehen, blickt aus einem rechteckigen Fenster oberhalb einer Säulenbalustrade herab. Das Haar, auf beiden Seiten hinter den Ohren herabfallend, endet in Locken kurz unter Kinnhöhe. Über der Stirn ein Schmuckstück. Zwischen dem Fenster und der Säulenbalustrade befindet sich eine gut erhaltene rechteckige Glaseinlage, irisierend infolge der Bodenlagerung. Es sind zwei Säulenkapitelle zu sehen mit weit ausladenden Voluten und Blattüberfall auf schlanken Säulenschäften. Die Deckplatte ist stufig. Das Relief ist an der linken Seite um das entsprechende, fehlende Stück Fenster und ein Kapitell zu ergänzen. Die "Frau im Fenster" (assyrisch: "Kililu sa apati") zählt zu den häufigen Darstellungen auf Möbelzierrat-Elfenbeinen. Der Liebesgöttin (Astarte) oder Hierodule im Dienste der Liebesgöttin wurden apotropäische Kräfte zugeschrieben. Das Reliefstück stammt laut Auskunft des Vorbesitzers aus Arslan Tasch, einer assyrischen Grenzfestung am oberen Euphrat. Das in Hochrelief geschnittene Elfenbein gehört zu Möbelbeschlagstücken. Ein mit solchem Zierrat versehenes Ruhebett (Kline) aus dem 8. / 7. Jahrhundert v. Chr. wurde in Arslan Tasch ausgegraben; weitere zugehörige Zierbeschläge befinden sich im Musée du Louvre in Paris und dem Badischen Landesmuseum in Karlsruhe. Der bei den Elfenbeinen von Arslan Tasch vorwiegende, von einigen Forschern als „phönizisch“ bezeichnete Stil unterscheidet sich durch feine Zeichnung, glatte Oberflächenbehandlung und deutliche ägyptische Einflüsse von den Gruppen „assyrischen“ und „syrischen“ Stils. Letztere ist in der Regel unbeholfener in der Zeichnung, zeigt vollere Figuren und weist gleichfalls einen ägyptischen Einfluss auf.

Weitere Informationen zu diesem Werk finden Sie in der
Online-Sammlung des Museums für Kunst und Gewerbe