Statuette des Gottes Osiris, 664-525 v. Chr.
Museum für Kunst und Gewerbe, Sammlungsgebiet Antike
Ankaufsjahr: 1956
Inv. Nr. SHK: 12 | Inv. Nr. MK&G: 1956.129
Bronze, gegossen und angestiftet | 75 cm | Ägypten (vielleicht aus Theben)
Der Gott Osiris nahm im altägyptischen Pantheon spätestens ab dem Ende der 5. Dynastie (um 2350 v. Chr.) einen festen Platz ein. Sein wichtigster Kultort lag in Abydos, wo sich alte und bedeutende Nekropolen befinden. Als vierter Gott der ersten Götterdynastie war er zusammen mit seiner Zwillingsschwester Isis, seinem Bruder Seth und seiner Schwester Nephtys Teil der Neunheit von Heliopolis. Zunächst empfand sich der ägyptische Pharao noch als gleichgestellt, was in der Anrede des Gottes als ‚Bruder’ zum Ausdruck kam. Osiris billigte man die Herrschaft über die Verstorbenen zu, dem Pharao nach seinem Tod dagegen die Herrschaft über die ruhenden Götter. Doch zu Beginn des Mittleren Reiches um 2140 v. Chr. übernahm Osiris die Herrschaft über das gesamte Totenreich und stand nun über dem Pharao. Im Lauf der Geschichte verschmolz er mit zahlreichen lokalen Gottheiten und avancierte zu einem der bedeutendsten Götter Ägyptens. Osiris war Herrscher des Jenseits, Gott der Toten und der Wiedergeburt, zugleich aber auch des Nils und damit der Vegetation und Fruchtbarkeit. Im Jenseits richtete er die Toten. Osiris galt als der älteste Sohn des Erdgottes Geb und der Himmelsgöttin Nut. Der Osiris-Mythos, einer der bedeutendsten Mythen der altägyptischen Religion, erzählt von der Ermordung und Wiedergeburt des Gottes. Von seinem Bruder Seth getötet und zerstückelt, wurde er durch die Liebe seiner Schwestergemahlin Isis und mit Hilfe des Gottes Anubis wieder zum Leben erweckt. Um sich der Nähe des Osiris und seines Schutzes zu versichern, gab man den Verstorbenen ein Abbild des Gottes mit ins Grab oder weihte es in einem Tempel. Von diesem Brauch zeugen zahlreiche kleinformatige Bronzestatuetten. Mit 75 cm Höhe handelt es sich bei der umseitigen Figur um eine außergewöhnlich große Bronze des mumiengestaltigen Gottes Osiris. In den vor dem Körper verschränkten Armen hält er Geißel und Krummstab als Herrschaftsinsignien über das Jenseits. Auf dem Kopf trägt der Gott die sog. Atef-Krone, die der Weißen Krone Oberägyptens ähnlich, allerdings an den Seiten mit je zwei Straußenfedern verziert ist. Von den gesondert gearbeiteten Federn sind nur noch die rechteckigen Zapfen erhalten. Des Weiteren fehlt der Schild der über der Stirn angebrachten Uräus-Schlange. Augen, Augenbrauen und der angesetzte Bart waren ehemals mit farbigen Einlagen aus Glas oder Edelstein verziert. Nicht entfernt wurde der Gusskern im Inneren der Statuette. Bemerkenswert sind die Gesichtszüge dieses Osiris, die mit Bildnissen des Pharaos Ramses II. übereinstimmen. Während der 26. Dynastie war es aber nicht unüblich, auf die Vorbilder der ‚großen Zeit’ Ägyptens zurückzugreifen.
Weitere Informationen zu diesem Werk finden Sie in der
Online-Sammlung des Museums für Kunst und Gewerbe