Relieffragmente aus dem Grab des Chenemu, frühes 2. Jh. v. Chr.
Museum für Kunst und Gewerbe, Sammlungsgebiet Antike
Ankaufsjahr: 1963
Inv. Nr. SHK: 192 | Inv. Nr. MK&G: 1963.82
Kalkstein, geschlagen, gemeißelt, reliefiert, geschliffen, bemalt | diverse Maße | Ägypten (wahrscheinlich aus Beni Hassan)
Diese qualitätvollen und seltenen Reliefs stammen aus einem Privatgrab des Mittleren Reiches, das sich wohl unweit von Asiut in der Nekropole von Beni Hassam befunden haben dürfte. Dort wurden zu Beginn des Mittleren Reiches hohe Provinzbeamte in beachtlichen, den Nil überragenden Felsgräbern beigesetzt. Die auf den beiden, ursprünglich gegeneinander gerichteten Friesen dargestellten Figuren sind Gabenträger, die einst auf eine Statuennische zugingen, in der das Bildnis des Grabherrn aufgestellt oder an die Wand gemalt war. Die Figuren tragen oder bringen Lebensmittel und Schlachttiere, die für die Verpflegung des Verstorbenen im Jenseits notwendig sind: Stierschenkel, Gänse, Körbe, Untersätze mit Speisen, dazu kleine Opfertische mit Kuchen, Früchte, Brot, Milch und Wein. Der Gabenbringer links außen treibt eine Gazelle vor sich her, die als Opfertier bei den Ägyptern sehr beliebt war. Vor einem weiteren Gabenbringer, der sich von links nähert, läuft ein Rind. Sein durchgeheckter Hals beweist, dass das Tier nach der Anfertigung des Reliefs 'magisch' getötet wurde. Auch an der Figur hinter der Gazelle sind absichtliche antike Beschädigungen festzustellen. In einem nur beim rechten Fries in geringen Resten erhaltenen oberen Reliefband saß der Grabinhaber auf einem dunklen Schemel mit Löwenbeinen und überwachte das Bringen der Lebensmittel. Neben ihm - im Bild unter dem Schemel - hockt seine Tochter Merit. Die Figuren sind inschriftlich benannt; eine längere Hieroglypheninschrift nennt den Grabherrn. Dort heißt es: "Darbringen ausgewählter Fleischstücke auf dem Altar durch Totenpriester für die Lebenskraft des wirklich geliebten Königsbekannten, der einzig in seiner Art ist, ... , Chenemu, Herr der Ehrwürdigkeit". Weitere Beschriftungen informieren über Funktionen und Verwandtschaften, so sind auch vier Söhne des Chenemu anwesend: Jpj, Chenemu, Sebekemsaef und Cheperkare. Der Name des Letzteren ist ein Hinweis auf die Datierung des Grabes, wurde er doch in offensichtlich schmeichelhafter Absicht nach dem Pharao benannt. Cheperkare ist der 'Thronname' von Sesostris I.
Weitere Informationen zu diesem Werk finden Sie in der
Online-Sammlung des Museums für Kunst und Gewerbe