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Edvard Munch

Madonna, 1893–1895

Hamburger Kunsthalle, Sammlungsgebiet Klassische Moderne
Ankaufsjahr: 1957

Inv. Nr. SHK: 112 │ Inv. Nr. HK: HK-5015

Öl auf Leinwand │ 90 x 71 cm

Das Bild gehört zu einer Werkgruppe von Gemälden und Graphiken, die die Madonna zum Thema haben. In lasziver Körperhaltung präsentiert sich ein weiblicher Halbakt mit langem, dunklem Haar dem Betrachter. Der Titel wurde von Munch nicht verbindlich vorgegeben, sondern variierte und lautete bei den ersten Ausstellungen des Bildes zum Beispiel auch Liebende Frau oder Liebe. Mit der Bezeichnung der Figur als Madonna öffnet sich ein Deutungsfeld, in dem sich mehrere Frauentypen überlagern. Die Darstellung zeigt eine höchst sinnliche und erotische Frau, der Titel aber verweist auf das genaue Gegenteil: die heilige Muttergottes, die mit einem roten Nimbus versehen ist. Das Werk wurde von Munch nachträglich in seinen Zyklus Lebensfries aufgenommen, der von existentiellen Themen wie Liebe und Tod handelt. Diese Aspekte vereint auch die Madonna, denn sie steht als Heilige für eine überhöhte Weiblichkeit, als Verführerin für die weibliche Sexualität und als Lebensspenderin für die Endlichkeit.

Anna Heinze

Weitere Informationen zu diesem Werk finden Sie in der
Online-Sammlung der Hamburger Kunsthalle

© Stiftung Hamburger Kunstsammlungen/Hamburger Kunsthalle/bpk
Foto: Elke Walford