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David Hockney

Doll Boy, 1960–61

Hamburger Kunsthalle, Sammlungsgebiet Kunst der Gegenwart
Ankaufsjahr: 1975

Inv. Nr. SHK: 325 │ Inv. Nr. HK: HK-5215

Öl auf Leinwand │ 122 x 99 cm

David Hockney malte Doll Boy als Student im Winter 1960/61 und schuf damit eine verschlüsselte Liebeserklärung an den Sänger Cliff Richard. Kurz zuvor stürmte der junge Sänger mit Living Doll die Charts. Doll Boy (zu Deutsch etwa Puppenjunge) steht links neben der Figur im Zentrum der Komposition. Ebenso zentral ist das Wort „Queen“, im Englischen umgangssprachlich abwertend auch für einen homosexuellen Mann genutzt. Links unterhalb des weißen Hemdchens sind die Zahlen 3 und 18 zu erkennen, für den dritten und achtzehnten Buchstaben des Alphabets: die Initialen des Sängers. Über einer grauen Fläche in der rechten unteren Ecke ist das Wortfragment „Valenti“ zu lesen, das sich zu Valentine ergänzen lässt; der Name einer damals populären Jugend-Zeitschrift und zugleich der Verweis auf den Valentinstag. In der grauen Fläche ist denn auch ein Satz lesbar – „your love means more to me“ (Deine Liebe bedeutet mir mehr) – die das Bild zu einer Art Valentinstagskarte werden lässt. Entsprechend brisant ist Hockney’s Bildaussage. Homosexualität galt in den frühen 1960er-Jahren im Vereinigten Königreich als Sittlichkeitsverbrechen und wurde strafrechtlich verfolgt und bestraft. Zwar gab es schon seit den späten 1950er-Jahren Bemühungen, Homosexualität zu entkriminalisieren. Dies konnte allerdings erst 1967 (in England und Wales) tatsächlich durchgesetzt werden. Die Figur scheint, konträr zur kühnen Botschaft des Bildes, unter dem gesellschaftspolitischen Druck und der Ausgrenzung regelrecht zusammenzubrechen.

Ann-Kathrin Hubrich/Juliane Au

Weitere Informationen zu diesem Werk finden Sie in der
Online-Sammlung der Hamburger Kunsthalle

© David Hockney
Photo Credit: Paul Oszvald