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Otto Dix

„Der Krieg“ Triptychon, 1930

Hamburger Kunsthalle, Sammlungsgebiet Klassische Moderne
Ankaufsjahr: 1978

Inv. Nr. SHK: 331a-d | Inv. Nr. HK: 1978-60a-f

Bleistift, Kohle und farbige Kreiden mit Deckweiß auf grauem Karton, kaschiert auf Leinwand und auf Keilrahmen gespannt | 222 x 222 cm (Mitteltafel); 222 x 112 cm (Flügel); 73 x 222 cm (Predella)

Im Jahre 1914 meldete sich Otto Dix als Freiwilliger zur Feldartillerie und nahm als Maschinengewehrschütze am Ersten Weltkrieg in Polen und Russland teil. Seine schrecklichen Kriegserlebnisse an der Front verdichtete und verarbeitete er noch 1929 bis 1932 in dem altmeisterlich gemalten Triptychon Der Krieg (Galerie Neue Meister, Dresden), zu dem der von der ausgeführten Fassung motivisch abweichende Hamburger Karton den Entwurf bildet. Dix wählte mit gutem Grund die christlich geprägte Form des sakralen Altartriptychons, um die Leidensgeschichte der Menschen im Krieg darzustellen. Auf dem linken Flügel ziehen die Soldaten in Reih und Glied an die Front, eine Szene, die der Kreuztragung Christi zu gleichen scheint. Auf der großen Mitteltafel wird das Inferno der Schlacht, in der fast alle den Tod finden – er schwebt als allegorische Figur am Himmel –, bildreich in Szene gesetzt. Der rechte Flügel gibt eine an die christliche Pietà erinnernde Darstellung der Nächstenliebe wieder: Ein Soldat birgt einen schwer verletzten Kameraden nach dem verheerenden Angriff. Dix konnte das Erlebte nicht vergessen, und er wollte es auch nicht vergessen, um mit seiner Bilderfindung an die Grausamkeit des Krieges zu erinnern.

Andreas Stolzenburg

Weitere Informationen zu diesem Werk finden Sie in der
Online-Sammlung der Hamburger Kunsthalle

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Foto: Elke Walford